Aufwachen, unsere Arbeitsbedingungen verschlechtern sich!
von Ralf Vüllings (Kommentare: 0)
Auf den ersten Blick klingt das wie ein Weckruf aus der Ferne, aber es ist ein Weckruf, der sehr nah an uns herankommt.
Ein Weckruf für uns – uns alle, die im Lagerbereich und im Transportwesen unseren Lebensunterhalt tagtäglich schwer verdienen müssen, wir, die wir die Regale füllen und die Grundlage für die produzierende Industrie dieses Landes liefern.
Der Transportsektor steht nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa vor dem Zusammenbruch, der sich aufgrund des zunehmenden Mangels an Berufskraftfahrern immer schneller nähert. Das wirft die Frage auf: Warum ergreifen immer weniger Menschen, vor allem junge Menschen, diesen Beruf?
Die Gründe für den Personalmangel sind seit langem bekannt, aber die Maßnahmen zur Verbesserung der Situation kommen so langsam voran, dass sie kaum spürbar sind. Natürlich, es ist nicht einfach, neue Mitarbeiter für die Branche zu gewinnen, auch weil der Beruf des LKW - Fahrers nicht gerade ein sehr gutes Image hat. Es ist für uns stets eine unerträgliche Zumutung zu hören, wie über das geistige Niveau des Personals in der Logistik gesprochen wird. Das wollen wir hier auch nicht wiederholen.
Aber Dreh- und Angelpunkt, warum so wenige Menschen diesen, unseren Beruf ergreifen, sind nun einmal die Arbeitsbedingungen, vor allem die Unterbezahlung. Dabei sind die Löhne hierzulande im europäischen Vergleich bereits die höchsten. Angesichts der Anforderungen und Leistungen, die wir täglich erbringen müssen, sollten sich die Stundenlöhne und Gehälter in einem Bereich von mindestens 19 Euro bewegen, für Fahrer von Gefahrgütern natürlich entsprechend mehr.
Wir tragen eine hohe Verantwortung, müssen Begleitpapiere für Gefahrguttransporte in Gänze lesen und verstehen, Stückgut rechnen können, wissen wie Zurrgurte anzubringen sind und was diese halten müssen, uns auskennen in der 561/2006 der 2002/15/EG, dem ArbSchG, dem Fahrpersonalgesetz und so weiter. Das muss sich auch in den Löhnen und Gehältern widerspiegeln! Wir haben das Recht erarbeitet, angemessen entlohnt und entsprechend geachtet zu werden.
Ja, Logistik kommt von Logik, also dem altgriechischen Wort "Logistikē" und bedeutet nichts anderes als praktische Rechenkunst. Doch die ist offensichtlich so manchen abhandengekommen. So wie unseren, als „alleinigen Interessenvertreter“ inszenierten, gewerkschaftlichen Mitbewerbern. Denn jene Interessenvertreter schließen Tarifverträge mit Löhnen weit unter der „offiziellen Preissteigerung“ (die inoffiziell erheblich höher ist) und zementieren diese auf stolze Laufzeit von drei Jahren. Dies ist an Ignoranz der Situation der Branche nicht zu übertreffen.
Unsere Branche braucht höhere Löhne, gute Arbeitsbedingungen, mehr Respekt gegenüber den Fahrern und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
All dies setzt aber voraus, dass die Arbeitgeberseite in der Lage ist, das alles zu leisten. Noch mehr Bürokratie und zusätzliche Steuererhöhungen, wie bei der mit CO²-Zwangsabgabe, sind kontraproduktiv. Unsere Mitbewerber aus Polen zahlen dort 9 Cent pro CO²-Tonne, wir hier im „Weltrettungsland“ zahlen stattliche 30 Euro, die mancher auch noch erhöhen möchte. Und genau hier zeigt sich für uns Arbeitnehmer ein weiteres Problem, denn die Kollegen in Polen etwa bekommen lediglich 9 Cent auf die Güter des täglichen Lebens umgelegt, wir dagegen 30 Euro. Es braucht eine Unternehmenssteuerreform, damit unsere Arbeitgeber gegenüber den Mitbewerbern, etwa aus dem Osten, überhaupt noch mithalten können und wir nicht das Nachsehen haben.
Aber nicht nur die Unternehmen, sondern auch wir Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen ebenso eine fundamentale Änderung im Bereich der Steuern. Die sogenannte „kalte Progression“ ist eine gewollte Enteignung aller Leistungsträger schlechthin.
Eure Fachgewerkschaft GTL - Wir lassen Euch nicht im Stich!
GTL - Damit wir und unser Gewerbe eine Zukunft haben!
gez. Reinhard Aßmann und der gesamte Vorstand